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Mittwoch, 12. Juli 2017

Rena Fischer


Heute hat sich die Autorin der "Chosen- Reihe" Rena Fischer meinen Fragen gestellt. 

Rena Fischer


Hallo liebe Rena, erstmal Herzlich Willkommen und Danke das du dich meinen Fragen stellst =) 

Möchtest Du Dich uns bitte kurz vorstellen?


Hallo, ich heiße Rena Fischer, bin verheiratet, habe drei Kinder und lebe in München.

Für alle, die jetzt die Augenbraue hochziehen: Ja, ich besitze ein Dirndl - aber ich kann mich echt nicht mehr erinnern, wann ich es zuletzt angezogen habe 😁 und ich bin kein Freund der Wiesn (=Oktoberfest).

Dafür gehe ich in München gerne zum St. Patrick’s Day, denn hier kann man die größte kontinentaleuropäische St. Patrick’s Parade bewundern, sich hinterher Fish and Chips gönnen und Guinness trinken. Außerdem bin ich bücher- und koffeinsüchtig, fahre gerne Rad und gehe Wandern. 

Wie bist du zum Schreiben gekommen?


Mit dem Schreiben habe ich etwa mit 11 Jahren begonnen. Damals waren diese chinesischen Tagebücher mit Seideneinband und Illustrationen wie Drachen, Segelboote, etc. in. Ich habe sie mit eigenen Geschichten, Erlebnissen oder Fanfiction gefüllt und mit allem Möglichen (Fotoschnipsel, gepresste Blumen, etc.) zu Scrapbooks angereichert.

Schreiben war aber damals etwas ganz Persönliches, Privates für mich, gewissermaßen die "geheime Schatzinsel" auf die ich mich zurückgezogen habe.

Auf die Idee, Schreiben als Lebensziel zu definieren und zu meinem Beruf zu machen, bin ich erst lange Zeit später gekommen. Erst einmal musste ein Beruf her, von dem man leben kann. So studierte ich nach dem Abi Wirtschaftswissenschaften. Viele Jahre später, nach der Geburt meiner Zwillingssöhne, beschloss ich aus der Elternzeit heraus, die Arbeit in meinem bisherigen Beruf zu reduzieren, bis ich sie vor Kurzem ganz an den Nagel hängte, um mich endlich dem Schreiben zu widmen, woran mein ganzes Herz hängt. 

Beschreibe deine aktuelle Buchreihe „Chosen“ in 3 Wörtern

spannend, romantisch, unvorhersehbar

Wie ist dir die Idee zu der Geschichte von Chosen gekommen?


Mich haben schon immer Menschen mit besonderen Fähigkeiten fasziniert. Die gibt es zum Glück nicht nur im fantastischen Bereich. Ich denke da an Synästhetiker, also Menschen, die Zahlen oder Buchstaben in Farben wahrnehmen können, oder an Menschen mit Inselbegabungen. Ich habe mich gefragt, wie junge Menschen mit einer derartigen Gabe umgehen würden. Wäre es mehr Segen oder Fluch für sie? Würden sie anderen davon erzählen oder hätten sie Angst, dass jemand ihre Gabe auf irgendeine Weise für seine eigenen Zwecke missbrauchen könnte?

Dieser Aspekt brachte mich zu der Verfolgungsgeschichte und der tragischen Vergangenheit von Emmas Mutter.

Chosen ist im Kern die Liebesgeschichte zweier Teenager, aber sie enthält auch viele Thrillerelemente mit spannenden, überraschenden Wendungen. Es geht um mysteriöse Geheimorganisationen, zwischen die Emma, die Hauptperson, gerät, um Machenschaften im Hintergrund und ernste Themen wie Manipulation, Machtmissbrauch und den Umgang mit Vertrauen, Verrat und Schuld.

Wie entstehen/erfindest du deine Protagonisten?

Die Hauptpersonen lege ich während des Plottens fest. Nebencharaktere entwerfe ich während des Schreibens. Erst einmal steht natürlich die Idee zur Geschichte im Vordergrund, ich fange an, die Handlung zu umreißen und skizziere die Figuren in groben Zügen. Und plötzlich tritt der Punkt ein, an dem die Figuren anfangen, zu mir zu „sprechen“. Dann bekommen sie Farbe, es ist, als würde jemand ihnen Leben einhauchen. Erst dann kann ich richtig mit dem Schreiben loslegen. Für ihre äußere Erscheinung nehme ich oft Fotos, die ich während Reisen gemacht habe oder von Schauspielern aus dem Internet. 

Wo schreibst Du am liebsten und wie können wir uns Dich dabei vorstellen?


An meinem Schreibtisch. Ich arbeite am Rechner mit dem Schreibprogramm Scrivener und drucke mir dann die Entwürfe aus und mache mir handschriftliche Notizen dazu. Oft erkennt man Fehler oder Wortwiederholungen leichter, wenn man den Text in gedruckter Form vor sich liegen hat. Im Normalfall stehen eine Tasse Kaffee und liegen ein Haufen bunter Stifte und Notizzettel neben mir. Wenn ich Glück habe, vergessen meine Kids am Wochenende ihre Süßigkeiten beim Stöbern im Internet neben meinem Rechner. Selber schuld, sag ich nur. 😈

Beim Schreiben selbst brauche ich Ruhe, um in der Geschichte zu versinken. Die einzelnen Szenen laufen dann im Idealfall wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Manchmal versetze ich mich allerdings durch Filmmusik in eine bestimmte Grundstimmung. An öffentlichen Orten wie Cafés oder Bibliotheken könnte ich mir nur Skizzen machen oder Eindrücke sammeln. 

Wie gehst du im Allgemeinen mit Kritik um?


Ich finde es toll, wenn sich Leser die Zeit zum Rezensieren nehmen und habe das auch oft unter dem Hashtag #seidie1Prozent kundgetan. Besonders faszinierend finde ich auch Leserunden, bei denen einzelne Leseabschnitte diskutiert werden. Aus so einem direkten Leserkontakt kann man viel lernen. Man sieht, wie die einzelnen Textabschnitte auf die Leser wirken, denn als Autor, der die gesamte Story im Kopf hat, wirken die einzelnen Passagen natürlich anders, als auf den Leser, der sie häppchenweise vorgesetzt bekommt.

Dass Geschmäcker dabei unterschiedlich sind und man es nie allen gleichzeitig recht machen kann, ist eigentlich eine Binsenweisheit.

Positive Rezensionen sind natürlich immer unglaublich motivierend. Aus negativen Kritiken kann man dagegen unter Umständen Anregungen für neue Projekte ziehen, vorausgesetzt, der Rezensent hat sich tatsächlich mit dem Buch auseinandergesetzt und ist in der Lage, seine Kritik zu begründen ohne in Beleidigungen oder gar Beschimpfungen zu verfallen. Ich habe allerdings bei Autorenkollegen auch schon erlebt, dass ihr Buch allein deshalb schlecht bewertet wurde, weil der Preis dem Rezensenten zu teuer war, das Cover ihnen nicht gefiel oder sie die Druckqualität nicht gut fanden. Da kann ich wirklich nur den Kopf schütteln. Denn hierauf hat der Autor meist überhaupt keinen Einfluss.

Woran arbeitest du gerade?

Derzeit arbeite ich parallel an zwei Projekten, einer Jugendbuchdystopie und einem Thriller im Young Adult Bereich.

Lieblingsbuch und Lieblingsautor?

Die Liste würde ziemlich lang werden, mich auf einen einzigen zu beschränken ist unmöglich. Nur, um ein paar zu nennen: Umberto Eco finde ich faszinierend, E. A. Poe (klar, das werdet ihr euch beim Lesen von Chosen schon gedacht haben), Javier Marías und im Fantasy Bereich Michael Ende oder Neal Gaiman. Von Gaiman habe ich zuletzt das Graveyard Buch gelesen, das ich sehr beeindruckend fand.

Dein Lieblingsgenre beim Lesen sowie beim Schreiben?

Ich würde mal sagen: querbeet mit deutlicher Tendenz zum Fantastischen.

Wie sieht Dein ganz normaler Alltag aus?


„Normal“ verläuft das Leben einer berufstätigen Mutter von drei Kindern eher selten 😊.

Ich stehe um 6:15 Uhr auf, mache Frühstück für alle und gehe danach meist eine kurze Runde spazieren, während mein Mann die Kinder zur Schule bringt. Koffein- und sauerstoffgestärkt mache ich mich dann an die Schreibarbeit. Meist lese ich zunächst, was ich am Vortag geschrieben habe, stöhne auf, schlage die Hände über dem Kopf zusammen und mache erste Überarbeitungen und Kürzungen. Dann beginnt das neue Schreiben. Die Nachmittage teile ich mir unterschiedlich ein. Wenn meine Kinder von der Schule kommen, bin ich für sie da, falls sie Hilfe bei den Hausaufgaben oder dem Lernen brauchen. In dieser Zeit erledige ich im Idealfall auch meine Korrespondenz, recherchiere, schreibe Artikel für meinen Blog oder schaue in meinen Social Media Accounts vorbei. Nach dem Abendessen schreibe ich weiter. Oft kommen mir gerade dann besonders kreative Ideen. Pro Tag schaffe ich in etwa 600-1000 Wörter.

Was machst du in deiner Freizeit am liebsten? Welche anderen Hobbys außer dem Schreiben hast du noch?

In erster Linie natürlich Lesen. Ansonsten male und fotografiere ich sehr gerne oder gehe Wandern.

Was ist dein Lieblingszitat?

Sehr schön finde ich von Joubert: „Jeder Klang in der Musik soll ein Echo haben, jede Figur in der Malerei einen Himmel; und wir, die wir mit Gedanken singen und mit Worten malen, auch wir sollten mit unseren Schriften jedem Wort und jedem Satz Horizont und Echo schaffen.“

Auf welchen Events kann man dich dieses Jahr (2017) antreffen?

Genaue Termine stehen noch nicht fest, aber ich werde sicherlich am Wochenende auf der Frankfurter Buchmesse anzutreffen sein.

Was dürfen wir in Zukunft noch von dir erwarten?


Mein nächster Roman wird sich im Fantasy-Jugendbuchbereich in der Zukunft abspielen. Hauptfigur ist die siebzehnjährige Luz, deren Leben bei ihrem ersten Date eine dramatische Wendung nimmt ;) Das Setting wird San Francisco sein, eine Stadt, die ich vor vielen Jahren besucht habe und die in meiner Dystopie ungewohnt düstere Züge angenommen hat. Ich lasse euch mal in ein paar Zeilen hineinschnuppern:



"Hunderte von Teelichtern säumten die Stufen vor dem Schuleingang. Sie flackerten wie Toplichter auf den Masten schwankender Segelschiffe in einem Meer aus bunten Zetteln und Blüten, vor allem roter Rosen, Vanessas Lieblingsblumen, in deren scharlachfarbenen Fluten sich weiße Wellenspitzen von Lilien und Nelken brachen. Während Luz sich einen Weg zwischen ihnen bahnte und vorsichtig ihre Füße auf die kleinen Flecke steinernen Graus setzte, die hier und da trotzig zwischen dem Farbenrausch hervorlugten, erinnerte sie der süße Duft der Blüten und der des verbrennenden Wachses, an Kirchen, Aussegnungshallen und Tod. Zu vielen Beerdigungen hatte sie in ihrer Kindheit bereits beigewohnt. Sie schluckte den bitteren Geschmack in ihrem Mund hinunter und streifte mit ihrem Blick die handgeschriebenen Botschaften.

„Ich werde euch immer vermissen!“, stand da.
Oder: „Wir lieben euch!“
Das würde sie bestimmt nicht.
Und Luz fühlte sich kein bisschen schuldig dafür."

Parallel zu meinen Jugendbuchprojekten arbeite ich derzeit an einem Thriller im Young Adult Bereich. Hauptfigur ist der junge Student Elias, der sich mit einem übermächtigen Vater, einer verbotenen Liebe und einem selbst angestoßenen Spiel auseinandersetzen muss, über das er die Kontrolle verliert. Die Idee dazu bekam ich witzigerweise durch die Interviewfrage einer Leserin: „Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?“ Ich überlegte mir, was neben rein körperlichen Problemen, wie z.B. Erblinden zu Schwierigkeiten führen würde, was wohl passieren müsste, damit ein Mensch, der mit Leidenschaft schreibt, keinen einzigen Satz mehr zu Papier bringen könnte. Denn Elias sagt von sich selbst:



„Solange ich zurückdenken kann, hat die Dunkelheit der Nacht mich vor der unerbittlichen Kälte des Morgens geschützt. Bis heute hat sich das nicht geändert. Nachts streife ich die Rüstung meiner täglichen Windmühlenkämpfe von mir, entfessle die bereits schmerzenden Flügel meiner Gedanken und vergesse für ein paar Stunden, was es bedeutet, der Sohn von Konstantin Kramer zu sein. Dann gleitet mein Füller im gleichmäßigen Rhythmus auf eine ganz besondere Weise über das Papier. Und je mehr das strenge Weiß von dem geschwungenen Schwarz überlagert wird, desto stärker wächst dieses einzigartige Gefühl in mir. Als wäre es mir tatsächlich möglich, in einer Art inneren Einklang mit dieser grotesken Welt zu sein. Längst bin ich süchtig danach. Mit zweiundzwanzig gehen andere Studenten auf Parties, wechseln ihre Freundinnen, trinken oder kiffen. Meine dunklen Augenringe sind das Zeugnis einer ganz anderen Leidenschaft:

Dem Schreiben.“



Außerdem liegt in meiner Schublade noch ein überarbeitungsbereiter Entwurf einer schönen Kinderbuchgeschichte im High Fantasybereich, die ich für meine Söhne geschrieben hatte.

Es wird mir also schnell nicht langweilig werden 😉.

Der zweite Band "Chosen - Das Erwachen" ist am 20. Juni auf den Markt gekommen. Worin unterscheidet er sich von Band 1 „Chosen - Die Bestimmte"?


Der erste Band ist bis auf einige Vergangenheitsrückblicke von Emmas Mutter in Ich-Person aus Emmas Sicht geschrieben.

In Band 2 gibt es nun drei Perspektiven. Das ist dem dramatischen Ende von Band 1 geschuldet, das ich jetzt nicht verraten möchte 😉. Die Geschichte wird nun von Emma und Aidan in Ich-Person weitererzählt und enthält ein paar Einschübe aus der - teils sehr zynischen - Sichtweise von Emmas Vater Jacob. Den Titel „Das Erwachen“ habe ich persönlich gewählt und freue mich, dass der Verlag ihn übernommen hat. Denn es gibt insgesamt sieben Bedeutungsebenen in Band 2, die auf ein „Erwachen“ hindeuten. 

Möchtest Du Deinen und meinen Lesern noch etwas mitteilen?


Etwas würde ich euch tatsächlich noch gerne mit auf den Weg geben:

Im ersten Band von Chosen geht es nicht zuletzt um Themen wie Manipulation und Machtmissbrauch. Ich fände es klasse, wenn ihr nach dem Lesen meiner Geschichte ein wenig über eure eigene Individualität nachdenkt, über eure Sehnsüchte, Wertvorstellungen und die Ziele, die ihr erreichen möchtet.

Manchmal bekommt man es im Leben mit besonders charismatischen Personen, coolen Gruppen oder aufregenden Organisationen zu tun, denen man unbedingt gefallen und zu denen man gehören möchte. Ich denke, es ist ganz wichtig, sich immer wieder aufs Neue zu fragen, was man von sich selbst bereit ist, der Anerkennung durch bestimmte Personen oder der Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu opfern und wo die eigenen Grenzen liegen.
Genau dem muss sich auch Emma stellen, denn so sehr Farran und die Raben sie auch fördern können, ist der Preis, den sie dafür zahlen muss, unglaublich hoch.
Der zweite Band von Chosen schließt unmittelbar an Band 1 an. Die Geschichte wird direkt weitererzählt und hier werden im Hintergrund Themen wie Schuld, Rache oder Vergebung aufgeworfen, die sicherlich zum Nachdenken anregen.
Ich wünsche euch noch viele zauberhafte Lesestunden mit anderen Büchern und passt auf euch auf, damit ihr euch selbst und das, was an euch einzigartig ist, im Dschungel des Lebens nicht verliert. 😊
Alles Liebe
Rena


Meine Rezension zu Chosen - Die Bestimmte findet ihr hier:  Chosen - Die Bestimmte

Meine Rezension zu Chosen - Das Erwachen findet ihr hier: Chosen - Das Erwachen
Buchvorstellungen & Leseproben findet ihr hier: Buchvorstellungen + Leseproben




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